Welche Signale erforschen Sie im Rahmen dieser Blutkrebserkrankungen?
Zwei Signalnetzwerke sind bei meiner Forschung besonders wichtig: Das onkogene Signalling, und das Signalling in Immunzellen, insbesondere T-Zellen. Das onkogene Signalling umfasst die Signalwege, die dafür verantwortlich sind, dass weiße Blutkörperchen oder deren Vorläuferzellen entarten. Die Signalgebung innerhalb von Zellen kann sich durch Mutationen in der DNA verändern. Bei Krebszellen führt das zum Beispiel dazu, dass sie sich unkontrolliert teilen.
Außerdem schauen wir besonders darauf, wie die onkogenen Signale das Immunsystem manipulieren. Unser Immunsystem kann ja Krebszellen eigentlich durchaus erkennen und die entarteten Zellen bekämpfen. Die Tumorzellen sind jedoch in der Lage, diese Immunzellen zu hemmen und sich der Immunabwehr zu entziehen. Hier wollen wir genauer herausfinden, welche Signalwege beteiligt sind. Den Fokus legen wir dabei auf bestimmte Leukämien.
Andererseits erforschen wir aber auch das Immun-Signalling, also die Antwort des Immunsystems auf die Krebszellen. Wie werden Krebszellen erkannt? Wie formt sich die Immunantwort? Und welche Zellen sind wie daran beteiligt? Also schauen wir die Signalabläufe in Leukämiezellen und die Signalwege der dagegen ankämpfenden Immunzellen an. Zusätzlich interessiere ich mich besonders dafür, wie diese beiden Signalabläufe sich gegenseitig beeinflussen.
Was ist „Precision Targeting“?
Die präzise Beeinflussung von Signalwegen. Darauf zielt meine Forschung ab. Die Mechanismen in den Signalwegen, die die Krebsentstehung begünstigen, wollen wir erstmal verstehen. Aber der nächste und wichtige Schritt ist dann, Patient*innen zu helfen, indem wir diese Signalwege beeinflussen bzw. hemmen. Das soll natürlich besonders präzise funktionieren, um die Nebenwirkungen gering zu halten.
Das ist – vereinfacht gesagt – mit „Precision Targeting“ gemeint: Genau und zielgerichtet an Signalwegen eingreifen – mit Arzneimitteln etwa – und so die Blutkrebserkrankungen besser bekämpfen.
Was für Anwendungen haben Sie im Blick?
Im besten Fall wollen wir Therapiemöglichkeiten finden, die solche Signalwege, mit denen Tumorzellen dem Immunsystem entwischen, hemmen. Eine der Therapiemöglichkeiten, an denen wir arbeiten, setzt zum Beispiel am Tyrosinkinase-Signalling an: Wenn diese Signalkette überaktiv ist – wie in manchen Tumorzellen – führt das zur Produktion eines Moleküls, das die Immunantwort hemmt. Und somit hemmt es auch die Immunantwort gegen diese Art von Tumorzellen, die die entartete Tyrosinkinase produzieren. Medikamente gegen diese Art von Tyrosinkinasen gibt es sogar bereits und unsere Forschung könnte die Patient*innen identifizieren, die von diesen Medikamenten besonders profitieren würden. Somit könnten unsere Forschungsergebnisse in der Zukunft einen direkten Vorteil für Patient*innen bringen. Das ist letztendlich mein langfristiges Ziel: Die „Translation“ – die Übertragung – aus der Grundlagenforschung in die klinische Praxis, um damit direkt den Patient*innen helfen zu können.